und auch auf einer systemischen Ebene müssen wir uns über unsere sozialen Netzwerke für einen Systemwandel einsetzen. Die Menschen wissen ja über das Problem des Klima- wandels Bescheid – zumindest theoretisch. Wie kön- nen wir die Menschen erreichen, welche Botschaften braucht es? Die fossile Lobby hat bewusst versucht, die Öffentlichkeit in die Irre zu führen und eine breite Kultur der Fehlinformation über das Klima zu schaffen. Das ist äußerst entmutigend. Wir brauchen Kampagnen, die direkt zeigen, dass dieses Denken falsch, veraltet, unverantwortlich und gefährlich ist. Jede und jeder von uns muss persönlich aktiv werden, um die eigenen Emissionen zu reduzieren, und das Gespräch mit jenen pflegen, mit denen wir arbeiten, studieren, die wir lieben, um die richtigen systemischen Veränderungen zu verstehen und von der Regierung zu fordern. Klimawandel, Pandemie, Krieg, Flüchtlingsbewegung – nicht nur, dass sich Krisen verschärfen, sie hängen auch alle miteinander zusammen. Wie geht es Ihnen mit die- sen Herausforderungen? „ Es macht mir Angst, wenn ich feststelle, dass wir uns jetzt in einer Ära der sich verschär- fenden Krisen befinden.“ Ich habe Angst vor dem, was kommen wird, wenn die Öko- systeme weiter zusammenbrechen, der Klimawandel wei- ter zunimmt, Dürreperioden die Lebensmittelpreise in die Höhe treiben, Wasser knapper wird, usw. Das treibt mein Engagement und mein Handeln heute an. Heute ist der Zusammenhang zwischen dem Krieg und dem Öl klar. Öl hat schon immer zu Gewalt geführt. Aber ich denke, heute, wo der Klimawandel ein ständiger Beglei- ter ist, ist der Irrsinn unserer Entscheidung für diese Gewalt noch nie so offensichtlich gewesen. Erneuerbare Energien sind heute billiger als Öl! Wie UN-Generalsekretär Antonio Guterres sagte, sind Investitionen in fossile Brennstoffe heu- te „moralischer und wirtschaftlicher Wahnsinn“. 8 | CLIMATE ACTION MAGAZINE o t o h P k r a p S l l i t S / k c o t s r e t t u h S © Bis heute kämpft Severn Cullis-Suzuki an der Seite von anderen Aktivist:innen wie Greta Thunberg gegen den Klimawandel. Wie können wir dieses System aufbrechen? Wir müssen die Energieerzeugung lokalisieren, damit die Energie nicht monopolisiert wird. Wir müssen vermitteln, dass diese Krisen miteinander verbunden sind und auf eine nicht nachhaltige Lebensweise hindeuten. Wir müssen uns für eine andere Zukunft entscheiden, und das beginnt mit dem Ausstieg aus den fossilen Brennstoffen. Wir müssen zeigen, dass es eine hoffnungsvolle Alternative gibt, und wie diese Alternative in der lokalen Realität aussieht. Dies muss auf allen Ebenen geschehen, so wie es auch bei unserem Ansatz für COVID-19 der Fall war – sowohl aus operativer als auch aus kommunikativer Sicht. Die Menschen werden durch das motiviert, was sie sehen, was ihre Nachbarn tun. Wir sind alle Akteure in diesem Kampf. Jede Handlung ist wichtig, im Guten wie im Schlechten. Das Thema des AUSTRIAN WORLD SUMMIT lautet in die- sem Jahr „Creating Hope – Inspiring Action“. Wie können wir weitermachen und optimistisch bleiben? Vor vielen Jahren sagte Joan Baez: „Handeln ist das Gegen- mittel zur Verzweiflung“. Das ist nach wie vor wahr. Laut IPCC-Wissenschaft haben wir immer noch die Chance, die Zukunft zu beeinflussen. Die Lösungen liegen alle vor uns: Noch nie war eine Weltwirtschaft ohne fossile Brennstoffe so möglich wie heute. Deshalb ist dies nicht der Zeitpunkt, um zu verzweifeln, sondern um die Ärmel hochzukrempeln. W M B ©